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Bald 15 Uhr an diesem Arbeitstag, der Feierabend ist in Sicht. Anstatt sich zu freuen, werden Sie nun erst richtig nervös. Scheinbar vieles ist noch unerledigt, die Papiere stapeln sich, der E-Mail-Account läuft über und der Gedanke liegt nahe: „Nur noch einmal richtig anstrengen, dann ist es geschafft.“ In Sachen Produktivität ist das ein Irrtum. Denn wir arbeiten heute in einer Welt, in der niemand mehr allen Aufgaben gerecht werden kann.

Nicht etwa, weil wir uns nicht genug Mühe geben oder nicht gut genug organisiert sind, sondern weil es zu viele Aufgaben auf einmal und in allen Bereichen sind. Ist eine E-Mail beantwortet, kommt schon die nächste. Ist dieses Projekt abgeschlossen, steht schon das nächste vor der Tür. Ist ein Ziel gerade erreicht, kommt das nächste umso anspruchsvollere. Diese alltägliche Situation führt zu negativem Stress bei der Arbeit und persönlichem Unbehagen. Obwohl wir angemessen leisten.

Drei mentale Missverständnisse zu Produktivität

Wir arbeiten gegen unsere Werte
Dinge fertigzustellen, richtig zu machen, andere zufriedenzustellen, stand auf der Lernliste dessen, was uns von klein auf vermittelt wurde. Wichtiges zu verschieben oder unerledigt zu lassen, war nicht vorstellbar – solange die Menge der Aufgaben überschaubar war. Heute müssen wir gegen manche dieser traditionellen Werte verstoßen. Die Konsequenz: Wir fürchten, dass nach eben nicht vollbrachter Leistung die Anerkennung ausbleibt.

Unerledigtes stört das Gehirn
Wenn Sie am Abend erschöpft von zu viel Arbeit und trotzdem unzufrieden nach Hause gehen, dann fragen Sie sich bestimmt manchmal: „Wo ist nur dieser Tag hin, ich habe doch gar nichts geschafft?“ Das ist die Falle des Zeigarnik-Effektes. Er beschreibt, dass uns unerledigte Dinge im Genick sitzen, wir uns gedanklich immer wieder damit befassen und unwohl damit fühlen.

Schuld daran ist zum Beispiel mancher Versuch des Multitasking. Mehrere Dinge gleichzeitig erledigen zu wollen, hat die Konsequenz, weniger zu Ende zu bringen. Weil wir hin und her springen und am Ende sogar weniger richtig erledigen.

Das Mangelgefühl macht Stress
Das Gefühl, nicht genug von etwas zu haben, nicht genug Zeit, Hilfe oder Kraft, führt automatisch zu negativem Stress. Dieser wiederum zieht den so genannten Tunnelblick nach sich. Das heißt, wir sehen nur noch den Mangel, konzentrieren uns auf das Problem anstatt die Lösung. Beobachten Sie einmal, wieviel Zeit Sie an einem Tag, an dem Sie glauben, sie reiche ihnen nicht, mit Fragen wie „Wie soll ich das schaffen?“ oder „Wieso habe ich nur soviel zu tun?“ verbringen. Dabei vergeht zum einen kostbare Zeit, zum anderen schränken die damit verbundenen negativen Gefühle Ihre Leistungsfähigkeit ein.

Falsche Konsequenzen kosten Produktivität

Wir schaffen selbst einen Teufelskreis. Aus Zeitmangel und gefühlter Hilflosigkeit im Hinblick auf unser Pensum versuchen wir, uns noch mehr anzustrengen, schneller zu arbeiten und aus dem zu Ende gehenden Tag noch mehr heraus zu holen. Da wir uns jedoch schon seit dem Morgen überanstrengt und zu wenig erholt haben, sind wir unkonzentrierter, oberflächlicher und machen mehr Fehler. Ihr Ausmerzen kostet zusätzlich Zeit und sorgt für neuen Druck.

Besser wäre, die verfügbare Zeit dafür zu verwenden, das Wichtigste zu identifizieren und es zu tun. Auch ein kleines Zeitexperiment hilft. Eine Stunde hat 60 Minuten. Zählen Sie einfach einmal die 60 Sekunden einer Minute mit und spüren Sie, wieviel das ist. Oder stellen Sie den Wecker auf 5 Minuten, schließen die Augen und warten auf das Klingeln. Die Zeit wird Ihnen endlos lang erscheinen. Die Sekunden vergehen schneller oder langsamer, das kennen wir alle und manchmal springen sie sogar: www.zeit.de
Zeitwahrnehmung ist absolut subjektiv. Und sie hängt von unserem Befinden ab. Je besser es ist, desto mehr Möglichkeiten sehen wir.

So wird Ihr Nachmittag produktiver

1. Relativieren Sie Ihre Ansprüche: Geben Sie Ihr Bestes und setzen Sie die berühmten Prioritäten. Dann ist es genug.

2. Limitieren Sie Zeit und Anstrengung. Keinem ist gedient, wenn Sie nachmittags außer Puste sind, weil Sie sich bereits vormittags erschöpft haben. So ärgern Sie sich nur drei Minuten falls mal alles zu viel wird:

3. Starten Sie früh mit dem größten Brocken, der unangenehmsten Aufgabe. Sie werden nach Erledigung mit dem Glücksboten Dopamin belohnt.

4. Bringen Sie eines zu Ende, ehe Sie das nächste beginnen. Sie spielen ja auch nicht zwei Bälle gleichzeitig.

5. Schauen Sie morgens nie zuerst in Ihre E-Mails. Sie sind sonst sofort fremdbestimmt und können Ihre Prioritäten nicht umsetzen. Die Konsequenzen bügeln Sie nachmittags aus.

6. Holen Sie sich Hilfe anstatt zu versuchen, immer alles allein zu stemmen.

7. Zeigen Sie rechtzeitig an, wenn Ihr Arbeitspensum nicht zu bewältigen ist. Ihr Chef oder Projektleiter braucht Ihr Feedback.

8. Schalten Sie von dem Gedanken, was nicht geht, immer wieder um zu dem Gedanken, was möglich ist. Sie fühlen sich damit besser und es macht sofort produktiver.

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